Berichte im 2022

Reise nach Tanzania  vom 19.7. – 4.8. 2022

Nun endlich konnte die Reise stattfinden. Das Reisen ist etwas komplizierter geworden. Den Direktflug Zürich – Dar Es Salaam mit der Swiss gibt es zurzeit nicht mehr. Zum Teil chaotische Zustände an den Flughäfen mit Unsicherheiten beim Gepäck, planmässige Flugzeiten und genügend Zeit zum Umsteigen machten uns etwas Sorge. Trotzdem hat die Hin- und Heimreise dann doch einigermassen nach Plan geklappt.

Die folgenden Berichte und Bilder sollen eine Einblick in die intensive Reise vermitteln.

Besuch in Itobo und unser Projekt Itobo educations centre (IEC)

Die Begegnung mit Hamza und seiner Familie ist sehr herzlich. Hamza nimmt sich sehr viel Zeit und zeigt uns die Umgebung vom IEC, sei es die Governmentschule, das Hospital in der Nähe und natürlich das IEC. Deo, ein liebenswürdiger und engagierter Lehrer heisst uns willkommen, ebenso wie die Kindergärtner und die Schüler. Ich habe gewusst, dass das IEC einen Kindergarten hat, aber ich habe nicht gewusst, dass die Kindergärtner nur Schulbänke und – tische haben. Kein Blatt Papier, keine Schreib- und Farbstifte, keine Spielsachen, einfach nichts. Die Kindergärtnerin Jane macht das Beste draus und improvisiert: Sie bringt den Kindern die ersten Zahlen und Buchstaben mit Schreiben in den Sand bei. Gespielt wird ebenso draussen: Bewegungs- und Singspiele, aber eben, keine Spielsachen. Ganz abgesehen davon ist der Raum für so viele Kids viel zu klein.

Auch die Schule arbeitet mit wenig Mitteln. Deo ist ebenso wie Jane gefordert, kreativ zu sein.

Die Eltern der Kinder vom IEC liessen es sich nicht nehmen, uns als Vertreter von furaha für die Weihnachts-Essenspakete persönlich Danke zu sagen. So organisierte Hamza ein Treffen in der Schule. Einfach eine kleine Feier mit Popcorn und Getränke. Ich bin so berührt ob den Reaktionen der Eltern. Sie kommen und sagen Danke. Sie bringen kleine Geschenke mit wie Eier, ein selbst bedruckter Stoff, ein kleines geschnitztes Gefäss etc. Es ist ein fröhliches Zusammensein und wir sehen, dass wir mit furaha auf dem richtigen Weg sind.

Gespräche über den geplanten Bau von zwei neuen Klassenzimmer verlaufen sehr gut, wir warten noch auf den Eintrag ins Grundbuchamt (diesen haben wir mittlerweile erhalten), damit wir mit dem Bau beginnen können.

Wir sehen, dass es hier viel zu tun gäbe, aber wir wissen auch, eins nach dem anderen. Wichtig ist vorerst, dass die Kinder in der Umgebung den Kindergarten und die Schule besuchen können. Das vom Staat lancierte MEMKWA – Programm haben wir im IEC aufgenommen. Das Programm ist für ältere Kinder (ab 12 Jahren) da, welche vorher aus verschiedensten Gründen keine Schule besuchen konnten. Mit dem MEMKWA-Programm absolvieren die Kinder die Primarschule in vier, anstatt in sieben Jahren und können, wenn sie die Prüfung bestehen, anschliessend die Sekundarschule besuchen. Da gerade in dieser Region viele Kinder vorher keine Chance für einen Schulbesuch hatten, macht dieses Programm Sinn.

Im Kindergarten lernen die Kleinsten bereits etwas zu lesen, ein bisschen zu rechnen, etwas Englisch, und natürlich sollte das Spielen nicht fehlen. Der Kindergarten ist auch für die Eltern eine Erleichterung, da sie in der Zwischenzeit ihrer Tätigkeit nachgehen können, sei dies Feldarbeit etc.

Wir sehen, dass die Armut hier sehr gross ist. Mit Gesprächen mit dem Chefarzt des kleinen Hospitals sehen wir, wo wir unterstützend sein könnten: Kauf von Moskitonetzen, da es noch immer viele Menschen gibt (Kinder wie Erwachsene), welche an Malaria sterben.

Unser Ziel für Itobo für die nächsten Monate ist:

  • Kauf von Moskitonetzen
  • Einrichten des Kindergartens (Spielsachen, Lernmaterialien, Bücher, Schreib- und Farbstifte, Wandtafel und Bilderbücher)
  • Weitere Unterstützung mit Schulmaterialien für die Schule
  • Und für Weihnachten wieder die Aktion «sharing is caring» zu lancieren, da dies für die Familien enorm hilfreich ist.

Begegnung mit den Patenkindern von furaha

Ich staune nicht schlecht, wie gross die Patenkinder geworden. Und es freut mich so sehr, dass sie mich, obwohl ich doch längere Zeit nicht in Tansania sein konnte, herzlich empfangen haben. Da war nichts von «fremdele». Einige Patenkinder habe ich zum ersten Mal gesehen. Ich besuche sie alle in ihrem Zuhause. Einige haben noch beide Elternteile, andere nur noch Vater oder Mutter. Was allen gemeinsam ist, ist die grosse Armut. Und trotzdem: sie alle, Kinder wie Erwachsene, lachen, sind fröhlich und aufgestellt. Sie reden mit mir ein bisschen Englisch und ich mit ihnen noch weniger Suaheli, was dann zu lustigen Situationen führt.

Unterwegs war ich, weil die Wege zu den Behausungen oft sehr unwegsam sind, oft mit dem Bajaji. (vergleichbar mit TukTuk). So gab es die Situation, dass wir stecken blieben, da es in der Nacht zuvor regnete. Aber so richtig mitten im Schlammloch. Da hilft nichts: anpacken ist angesagt. Die Bajaji sind ja vom Gewicht nicht so schwer. Auf jeden Fall hat die Kraft eines in der Nähe stehenden Mannes und meine Kraft gereicht. Sie können sich vorstellen, wie meine Füsse ausgeschaut haben…

Apropos Bajaji: Als wir bei Maranatha und Marine waren, hat Marine beim Abschied so geweint und wollte noch mitkommen. Wir waren jedoch schon zu viert: Rolf, Stanley (mein Begleiter und Übersetzer) mit seinem Sohn Brighton und ich. So nahmen wir Marine und Maranatha mit, und weil noch der Nachbarsbub dabei war, der auch noch unbedingt, mitwollte, haben wir sage und schreibe 4 Erwachsene (der Fahrer war ja auch dabei) und vier Kids in diesem kleinen Gefährt gehabt. Aber: es hat Riesenspass gemacht.

Stolz haben Kinder ihre Zeugnisse und Schulhefte gezeigt. Es freut mich, dass die Kinder wirklich gern zur Schule gehen und ihr Bestes geben. Natürlich haben auch wir Situationen, in denen wir einem Kind auch klar sagen müssen, was wir von ihm erwarten. Das ist nicht immer einfach, verstehen wir doch, dass ein pubertierender junger Mann oder eine pubertierende junge Frau halt auch anderes (besseres J) als die Schule im Kopf haben. Trotzdem, sie haben Paten und Patinnen, welche sie unterstützen, und dafür verlangen wir auch Ernsthaftigkeit und Engagement von den Betreffenden.

Die Menschen, welche wir unterstützen, sind arm. Sie leben in einfachsten Verhältnissen. Und trotz Armut sind sie fröhlich, aufgestellt und sehr gastfreundlich. Sie lassen es sich nicht nehmen, Chai-Tee, Obst oder ein paar Cookies zu offerieren. Ich liebe es, mit den Familien und Kindern zusammen zu sein. In diesen Momenten sind meine eigenen Probleme plötzlich verschwindend klein…

Impressionen vom Gemüsemarkt

Ich liebe das emsige und geschäftige Treiben auf dem Markt… die Gerüche und Farben. Zwischendurch einfach mal abzutauchen in den Alltag der Menschen. So kann ich immer wieder mit Brigitte zum Markt, sei es der Fischmarkt oder der Gemüsemarkt. Auf dem kleinen Film sehen Sie einen Erbsenschäler. Sie lesen richtig, nicht Erbsenzähler, sondern Erbsenschäler. Ich habe es selbst versucht, keine Chance. Er hat eine unglaubliche Fingerfertigkeit, ich war total fasziniert. Und wenn wir schon in der Stadt sind, darf ein Besuch von Tinga Tinga nicht fehlen.

Da unsere Lieben in der Schweiz auch am Schwitzen waren, es herrschten ja im August hohe Temperaturen, bekamen wir immer wieder Fotos von feinen Coupes. Unsere Lust auf Eis, in Tansania war es auch warm, wurde dann in Dar es Salaam auch befriedigt. Brigitte zeigte uns ein kleines Cafe, in welchem man gefahrlos Eis essen kann. Es war sooooo lecker…

Unser Patenkind Joyce hat die Lehre als Schneiderin beendet

Dank einer grosszügigen Spende konnten wir Joyce eine Nähmaschine überreichen. Sie hat zu Beginn des Jahres in der Berufsschule Tuwapende watoto erfolgreich als Schneiderin abgeschlossen. Die Nähmaschine funktioniert elektrisch (nur haben sie keinen Strom) und mechanisch. Die Freude war gross, Joyce konnte ihr Glück kaum fassen. Aber: leider hat der Verkäufer einen falschen Keilriemen geliefert. Fazit: die Maschine konnte weder mechanisch noch elektronisch in Betrieb genommen werden. Mr. Msangi, welcher die Maschine gekauft hatte, war wenig erfreut, dass er nochmals zum Händler fahren musste, um einen richtigen Keilriemen zu besorgen. (Jetzt hat Joyce den Keilriemen, die Maschine ist betriebsbereit). Sie konnte bis jetzt temporär bei einem Schneider arbeiten und nun schauen wir mit ihr zusammen, dass sie eine Festanstellung erhält. Wir sind diesbezüglich sehr zuversichtlich.

Wir sagen Danke

Es war für mich einmal mehr eine eindrückliche Reise. Viele Begegnungen mit vielen Menschen, meinen Freunden. Wir sind nur eine kleine Organisation, und wir können nichts Weltbewegendes verändern, aber wir sind im Kleinen wirksam. Und das, was wir im Kleinen dank Ihrer Hilfe bewirken, trägt Früchte.

Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihre/Deine Unterstüzung.

Sommerfest im Hotel Oberwirt in Marling Südtirol

Tombola; Wiederum hat Barbara Riess-Waldner vom Hotel Oberwirt für furaha eine Spendenaktion bei ihrem jährlichen Sommerfest durchgeführt. Wir waren selbst am Sommerfest dabei, und konnten mit grosser Freude wiederum einen schönen Beitrag für furaha entgegennehmen.

Hotel Oberwirt

Kleider und Modeschmuckverkauf; Andrea Waldner hat den Gästen zudem eine Kleider- und Modeschmuckausstellung des Bekleidungsfachgeschäftes Hallali präsentiert und auf jeden Kauf einen Beitrag für den Verein furaha geleistet. Auch dem war ein schöner Erfolg beschieden und furaha konnte auch da einen schönen Batzen entgegennehmen.

 Hallali fashion & and more

Der Verein furaha bedankt sich für das Engagement der Familie Waldner für unser Herzensanliegen.

Berichte im 2021

Wieder keine Besuche in Tansania

Das vergangene Jahr war wiederum geprägt von der Covid-19-Pandemie. Daher konnten wir wieder nicht nach Tansania reisen um unsere Projekte vor Ort zu überwachen und zu unterstützen. Auch die Suche nach neuen Spendern war aufgrund der sehr angespannten Situation schwierig, insbesondere deswegen, weil wir bis jetzt vor allem von privaten Spendern unterstützt wurden. Unseren intensiven Bemühungen bei Stiftungen, waren in einem Fall erfolgreich. Das freut uns sehr.

Obwohl wir nicht vor Ort sein konnten, war es uns wichtig, das bisher Erreichte weiterhin finanziell abzusichern. Dies war dank unserem aufgebauten Netzwerk vor Ort möglich: wir konnten alle unsere laufenden Projekte begleiten und finanziell absichern. Wir danken Haika Mbaga, Mustapha Msangi und Brigitte Grob von der Pension Maua Beach für die engagierte Unterstützung. Ohne sie wären wir nicht in der Lage gewesen, unsere Projekte effizient umzusetzen. Sie haben uns auch immer über die aktuelle Lage in Tansania auf dem Laufenden gehalten, unsere Familien und Patenkinder besucht und blieben in direktem Austausch mit Mitwe.

Weihnachtsaktion Sharing is Caring

Wir waren überwältigt. Dank Ihren Spenden konnten wir mit den «Ess-Packages» 140 Familien ein
sinnvolles Weihnachtsgeschenk überreichen lassen. Aufgrund der letztjährigen Dürre in Zentraltansania
fehlte es den Menschen nicht nur an Essen, sondern vor allem auch an Saatgut. Die Weihnachts-
Packages wurden deswegen individuell zusammengestellt. Dafür haben wir die Familien gefragt, was sie
konkret benötigen. Während einige Familien sich ausschliesslich Lebensmittel wünschten, bevorzugten
andere Familien einen Mix von Lebensmitteln, Saatgut und Hühnern. Unsere Partner vor Ort nahmen
die Verteilung der Packages zum Anlass, einen kleinen Event daraus zu machen.

Sommerfest im Hotel Oberwirt in Marling Südtirol

Barbara Riess-Waldner vom Hotel Oberwirt hat für furaha wieder eine Spendenaktion bei ihrem jährlichen Sommerfest durchgeführt. Wir haben natürlich nicht nein gesagt, waren selbst am Sommerfest dabei, und konnten mit grosser Freude wiederum einen schönen Beitrag für furaha entgegennehmen.

Hotel Oberwirt

Berichte im 2020

Kein Besuch in Tansania in diesem Jahr.

Leider konnten wir wegen Covid19 dieses Jahr nicht nach Tansania fliegen. Wir werden jedoch vor Ort grossartig von Haika und Mr. Msangi unterstützt. Sie gewährleisten, dass Schulgelder weiterbezahlt werden und dass Spenden direkt eingesetzt werden können. Und sie besuchen regelmässig die Kinder und Familien und halten uns auf dem Laufenden.

Die Zeiten sind nicht einfach. Weder bei uns noch in Tansania. Während bei uns doch teilweise Unterstützung durch den Staat erfolgt, stürzt die Corona-Krise die armen Menschen in Tansania noch mehr ins Elend. Zu den schwerwiegenden Krankheiten wie Malaria, Aids und Tuberkulose kommt nun Corona dazu. Corona ist mit gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen verbunden. Wichtige Einnahmequellen, welche z.B. vom Tourismus abhängig sind, fallen weg. Man denke an die vielen kleinen Händler und all die Angestellten der Hotels und Lodges welche leer sind und die Nationalpärke, welche auch keine Besucher mehr haben. Auch ist der Handel mit den umliegenden Ländern eingebrochen. Entweder sind die Grenzen zu den Nachbarländern geschlossen oder nur schwer passierbar. Der Handel mit den umliegenden Ländern wäre jedoch für Tansania enorm wichtig. Die Lebensmittelkosten verdoppeln sich, Kleinbauern können ihre Lebensmittel nicht mehr verkaufen, die Arbeitslosenzahl steigt.

Viele Eltern arbeiten als Tagelöhner von der Hand in den Mund. Wenn die Eltern keine Arbeit haben, hungern auch die Kinder. Eltern können oftmals die Schulgelder nicht mehr bezahlen, was dazu führt, dass die Schulen Lehrer entlassen und Internate aufgelöst werden. Die Corona-Krise trifft die Armen mit voller Härte. Es droht eine humanitäre Krise mit gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen. Jetzt sind wir besonders auf Ihre Solidarität angewiesen. Ihre Spende hilft! Damit wir Familien und Kinder, Menschen mit Handicap mit Essenspaketen und medizinischer Grundversorgung unterstützen können. Besonders hilfreich und nachhaltig sind Patenschaften für Familien oder Kinder. Dank unserer Mitarbeiter vor Ort können wir Ihnen garantieren, dass Ihre Spende vollumfänglich für das von Ihnen gewählte Zielprojekt verwendet wird.

Es ist ein Privileg, anderen helfen zu können

Isabella Uhlmann kam ganz unverhofft in mein Leben bei Andrea Waldner im «Hallali» Sofort
war ich von ihr, ihrer herzlichen und weisen Art und auch ihrem Projekt «furaha» begeistert…..

Flyer ….weil helfen glücklich macht

Christine Wunsch hat kürzlich ein sehr lesenswertes Buch herausgegeben «Das Glück wohnt im Kopf»

Christine Wunsch

Berichte im 2019

  Isabella im November 2019

Tansania

Seit vielen Jahren verbringe ich den Juni und November in Tansania. Tansania ist ein Land der Extreme, ist Schauplatz der gewaltigsten Tiermigration der Welt und begeistert mich mit wunderschönen Landschaften und liebenswerten und freundlichen Menschen. Ich habe irgendwo einmal gelesen: „Africa is fantastic, but Tanzania is magic“. Ich könnte Tansania nicht besser beschreiben.

Diesmal war die Reise jedoch etwas anders, weil Mirjam mich begleitete. Ich durfte ihr ein wunderbares Land näher bringen. Ein Land, welches mich schon als 9-jähriges Mädchen fasziniert hat.

Ankommen – am anderen Ende der Welt

Ich werde am Flughafen von Jeremaia, meinem Fahrer abgeholt. Wir fahren durch die Dörfer, und obwohl es dunkel ist, sind die Strassen voller Leben. Viele Marktstände säumen die Strassen, es wird verkauft, gefeilscht und gekocht. Eigentlich wohne ich nur 80 km nördlich von Dar es Salaam. Es hat jedoch oft so viel Verkehr, dass wir für diese Strecke auch schon 4 Stunden gebraucht haben. Auch dieses Mal waren die Strassen verstopft, aber wir haben es in zweieinhalb Stunden geschafft.

Ich wohne bei Freunden in einem kleinen Guesthouse in einem Fischerdorf. Von der kleinen Terrasse sehe ich direkt zum Meer und kann den Fischern ihrem emsigen Treiben zuschauen. Mein jeweiliges Morgenritual besteht darin, dass ich mir mit meinem Wasserkocher einen Kaffee koche und mich dann auf die Terrasse setze um den Tag zu begrüssen. Muss mich zwar mit Mückenspray einsprühen, da die Malariamücken in der Dämmerung sehr aktiv sind, aber das nehme ich für die wunderschönen Morgenstimmungen gern in Kauf.

Zuerst die Arbeit!

Diese ist zugegebenermassen nicht immer einfach, und braucht viel Geduld. Ich muss jeweils halbjährlich Schulgelder für unsere 16 Patenkinder bezahlen. Dazu muss ich das Geld bei der Bank einbezahlen, und erhalte dafür einen Beleg, welchen ich in der Schule abgebe. Tönt eigentlich einfach, sofern Computer und Geldzählmaschine funktionieren. Dem war aber nicht so. Anstatt die Geldscheine von Hand zu zählen, haben sie zu dritt versucht, die Geldzählmaschine zu reparieren. Was konkret bedeutet, dass zwei andere Schalter deswegen geschlossen wurden. Fazit: dreieinhalb Stunden warten und letztendlich mussten sie das Geld doch von Hand zählen. Ich hoffte, dass es nun in der Schule etwas speditiver vorwärts gehen würde. Weit gefehlt. Die Buchhalterin hatte mir eine falsche Rechnung ausgestellt. Bis die Buchhalterin die Differenz ausgerechnet hatte, vergingen noch einmal eineinhalb Stunden, da sie sich mit dem Computer nicht auskannte und sie es auch nicht schaffte, die Differenz von Hand auszurechnen. Solche Erfahrungen gehören zum Alltag, ich bin mir solche Situationen gewohnt, aber es braucht schon Nerven…

Patenkinder

Der Besuch der Patenkinder ist unbeschreiblich. Ich – wir – sind für die Kinder und auch deren Eltern und Bezugspersonen nicht mehr einfach „Mzungu’s“ – was so viel wie „Weisse“ bedeutet. Sie haben mittlerweile ihre Scheu vor mir verloren und wir können miteinander mit einem Mix von Swahili und Englisch kommunizieren. Voller Stolz zeigen sie ihre Zeugnisse, erzählen von ihrem Leben und wir albern gemeinsam herum. Oftmals werden wir zum Essen eingeladen – dies obwohl die Eltern nichts haben. Dennoch wäre es eine Beleidigung, die Einladung abzulehnen. Wir sitzen auf dem Boden und essen mit den Händen traditionelle Gerichte wie Kuku (Hühnchen) und Ugali (eine Art Maisbrei).

Schulbesuche

Schulbesuche stehen ebenfalls auf dem Plan. Man muss das einfach erlebt haben: es ist laut in den Klassenzimmern, die Kinder gehen umher, reden miteinander, während andere Kinder den Kopf auf dem Pult haben und schlafen… bei uns wäre das unvorstellbar. Sie lernen englisch auswendig, können sehr gut Englisch lesen, aber sie verstehen oft die Bedeutung des Textes nicht so richtig. Das andere Problem ist, dass sehr früh der Unterricht in Englisch gehalten wird, sei es Geographie, Geschichte, Mathe etc. Da sie der englischen Sprache nicht mächtig sind, ist das Begreifen des Stoffes für die Kids oft eine grosse Herausforderung.

Al madina

Ein weiterer Besuch galt dem Waisenhaus al madina. Obwohl ich das Waisenhaus und die Betreuerinnen schon lange kenne, schnürt es mir jedes Mal den Hals zu: drei Zimmer für 30 Kinder, zum Teil fensterlos, herumrennende Ratten, in der Regenzeit nasse Räume, kein Raum zum Spielen oder zum Lernen. Die Kinder haben dort wenig Perspektiven. Wir können sie hier nur mit dem Notwendigsten unterstützen: medizinische Versorgung, Essen, etwas Kleider und für ein paar wenige Kinder können wir das Schulgeld bezahlen. Die anderen Kinder besuchen zwar die Governmentschule, aber sie lernen nicht wirklich viel. Die Klassen haben bis zu 200 Schulkinder, und oft haben 10 Kinder zusammen maximal ein Schulbuch, wenn überhaupt.

Mitwe

Eine emotionale Herausforderung ist auch Mitwe, eine charitable fundation. In Tansania herrscht immer noch der Glaube vor, dass Familien, welche ein behindertes Kind oder ein Kind mit Albinismus haben, verflucht seien. Deswegen kommt es doch ab und zu vor, dass Familien ihre behinderten Kinder ausstossen, um selbst zu überleben. Mitwe ist eine tansanische Organisation. Behinderte haben sich selbst zusammengetan, um einander zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wir konnten ihnen diesmal wieder einige Rollstühle und Blindenstöcke finanzieren, und einer Frau eine Beinprothese ermöglichen. Der Empfang war sehr herzlich und sie lassen es sich nicht nehmen, die Übergabe der Mittel zu zelebrieren. Mir ist das jeweils unangenehm, und ich betone immer wieder, dass ich nur der Überbringer der Spenden bin. In solchen Momenten wird mir bewusst, wie privilegiert ich bin.

Mirjam im November 2019

Mir kam es ehrlich gesagt gar nicht so sehr drauf an, wo ich geographisch ansetze, denn auf unserer Erdenkugel gibt es viele Orte, wo Menschen Hunger leiden, keinen Zugang zu Bildung haben, in prekären Umständen leben. Tansania ist einer davon.

Furaha konzentriert sich auf dieses Land, wirkt dabei aber lediglich in einem kleinen Radius. Der Kreis der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und/oder die wir ein Stück ihres Weges begleiten sowie die Anzahl unserer Projekte ist ziemlich überschaubar. Sicher, die Arbeit von Furaha mag nur ein Tropfen ins Meer sein. Das Meer jedoch besteht aus lauter voller Tropfen.

Trotz der Erfahrungsberichte meiner Eltern, der totalen Transparenz dieser kleinen Organisation und meinem Vertrauen auf die Redlichkeit unserer Absichten, blieb die Arbeit mit und für Furaha lange Zeit abstrakt. Ich war zuvor nie in Tansania und ich wollte – und will es immer noch nicht – mir keineswegs anmassen zu wissen, was die Menschen vor Ort wirklich an materiellen und geistigen Mitteln benötigen, wonach sie sich sehnen. Niemand weiss das besser als sie selbst. Habe ich den richtigen Ansatz? Gibt es den «richtigen Ansatz» überhaupt? «Es gibt keine perfekten Taten, nur perfekte Absichten»., sagte ich mir und mir wurde sogleich bewusst, dass auch die bestgemeinten Absichten vom eigenen Standpunkt aus generiert werden. Aber Tansania liegt woanders, ausserhalb meiner Reichweite, geographisch wie kulturell, geistesgeschichtlich. Wer sind wir zu glauben zu wissen, wie «man es macht»? Wie soll aus der Ferne antizipiert werden, was die Menschen wollen, brauchen? Kommt das nicht einem Vorurteil gleich? Meine Reise nach Tansania bescherte mir eine erste Möglichkeit, meine «Vor-Urteile» zu prüfen, zu erleben, ob und wie unser Wirken mit den tatsächlichen Bedürfnissen harmoniert. Es ist noch ein weiter Weg.

Ich glaube an Zusammenarbeit, an gegenseitiges Lernen. Furaha berücksichtigt diesen Aspekt, indem wir Entscheidungen im Austausch gemeinsam erarbeiten und treffen. Wir haben Partner, keine Empfänger.

Doch zum Konkreten.

Am Tag nach meiner Ankunft fahren wir einige der Patenkinder besuchen. Bei der ersten Familie treffen wir auf Mama Grace, (Mutter von Grace und Happy). Wir quatschen bzw. meine Mutter spricht (Kiswahili), ich selbst muss mich auf die (Herzens-)Sprache ohne Worte verlassen. Die funktioniert aber auch ganz gut. Nach kurzer Zeit ist die Scheu überwunden und es wird einander geherzt und miteinander gescherzt. Die Mutter kann sich mittlerweile häufiger der Arbeit widmen, da ihre Kinder in die Schule gehen können. Im Laufe der Jahre konnte sie sich stetig unabhängiger machen.

Dann geht es zu der Familie von Brigthon. Wir werden herzlich empfangen, Brigthon fällt mir gleich um den Hals. Keine Berührungsängste, wohingegen die Nachbarskinder uns kritisch, aber neugierig und nach einer gewissen Zeit verschmitzt lächelnd beäugten. Brigthon zeigt uns stolz seine Hausaufgaben, die mich ehrlich gesagt recht beeindrucken. Zum einen sein Lerneifer, doch auch die Inhalte finde ich für das Alter ziemlich hoch angelegt. Er rezitiert einen Ausschnitt einer Rede, die er anlässlich der Schulfeier Ende der Woche vor Publikum halten würde. Ob er auch verstand, was er da so fehlerfrei und in rasantem Tempo wiedergab?

Wir nehmen Brigthon mit und begeben uns zu einem weiteren Patenkind. Maranata ist eine Schulfreundin von Brigthon. Ihre Mutter, alleinstehend, hat ein kleines Geschäft mit Hühnern aufgezogen. Sie begann mit ein paar wenigen und bewies derart viel Geschick, dass sie mittlerweile eine ganze kleine Farm davon hat.

Nach diesen zwei Besuchen regt sich in meinem Innern ein «hier konnte unser Beitrag echt was bewirken!». Und ich übertrage den Kontext: mit so einem Geschäftssinn, mit dieser Geduld und dem Durchhaltevermögen, was hätten die beiden Frauen unter anderen Bedingungen wohl aufziehen können? Solche Fragen sind müssig, mässige ich mich, dränge die aufkommende Trauer zurück. Sie sind, wo sie sind. Mich schmerzt es Potentiale zu sehen, die keine Andockstelle haben. Und noch mehr schmerzen mich die Potentiale, die ich nicht mal sehe/erkenne. Ich ertappe mich in einem Vorurteil – wer sagt denn, dass sie ihr Potential nicht ausschöpft? Ist Potential nicht auch ein Relationsbegriff, der sich durch die Kontextbedingungen definiert? Ist Glück quantifizierbar, messbar? Was für ein vermessener Gedanke.

Ihre, in diesen beiden Fällen, Töchter wachsen mit solchen Müttern als Vorbild auf, in mir keimt die Hoffnung, dass sich diese Mädchen später zu wehren wissen, sich auf Bildung konzentrieren, an der Eigenständigkeit und den Werten, die ihre Mütter vorleben, festhalten – und weitergeben. Sie eines Tages dazu beitragen können (werden?), im Gesellschaftswandel wichtige Tropfen in einem mächtigen Meer zu sein.

Wir essen Huhn und frittierte Kartoffeln, ich zügle meine Gier, aber nur ein wenig. Mir macht es auch Freude andere zu bekochen und zu sehen, dass es schmeckt. Die Kinder sind aufgeregt, bestehen auf volle Aufmerksamkeit (und erhalten sie, wie könnte man widerstehen?), ich lasse sie mit meinen komischen, in ihren Augen bleichen (ich bin dunkelblond) Haaren spielen. Wir legen meine Haare auf ihre Köpfe und Brigthon. tut so, als hätte er lange, helle Haare. Maranata und Brigthon finden das zum Schreien komisch. Ich auch. Ich vergesse beinahe, wo ich bin.

Weitere Patenkinder treffen wir im Waisenhaus Al Madina. Angesichts des desaströsen Zustandes der – seien wir ehrlich – Baracke schlage ich auf dem Boden der Realität auf. Ich trage ein kleines Mädchen mit mir rum. Klammert sie sich an mich oder eher ich mich an sie? Wie komme ich dazu mich hilflos zu fühlen? Ich stelle mir vor wie viele Spender*innen wir finden müssten, um ein bewohnbares Haus (ein Haus) zu finanzieren. Reparieren geht nicht, es ist gemietet, eine Wertsteigerung wäre ein Schuss in den Ofen. Obwohl – es gibt keinen Ofen. Wenigstens können die Kinder zur Schule. Einen Ort konzentriert Hausaufgaben zu machen haben sie nicht. Sie schaffen es trotzdem.

Weiter geht es zu, Besuch von zwei Schulen. Eine steht bereits, die andere war im Begriff zu werden. Heute weiss ich, es wurde (noch) nichts daraus. Aber everything starts with an idea. Und die Ideen, die der Schulleiter in spe vertritt, die möchte ich dringend unterstützen. Es geht da vorrangig um einen Unterricht, der neben fachlichen Kompetenzen auch Werte vermitteln und die Kinder dazu anregen soll, sich damit auseinanderzusetzen. Wir werden hoffentlich die Gelegenheit dazu erhalten.

Die Schule präsentiert sich farbenfroh. Lärmig. Nach einem mässig überzeugenden Termin bei der Administration, um Schulgelder zu bezahlen, dürfen wir in die Klassen. In eine gehe ich rein und rufe hello dear kids – how are you! Und kriege postwendend eine ohrenbetäubende Antwort aus gefühlten 200 Kehlen (zumindest von denen, die nicht schlafen). Die offensichtliche Begeisterung (oder war es Belustigung?) der Kinder lässt mich kurz darüber nachdenken, ob ich nicht doch wieder unterrichten sollte. Aber nur kurz. Was mir besonders gut gefällt, ist, dass der Bewegungsdrang der Kinder nicht unterdrückt wird. Im gemeinsamen Tanz und Gesang, im physischen Spiel leben die Kinder sozialen Umgang, kollektive Empathie.

Meine Begeisterung dämpft sich, als wir einer Einladung zu einer Diplomfeier folgen, die sich unglaublich in die Länge zieht. Diverse Talente sind klar ersichtlich. Neben erstaunlichen sportlichen Darbietungen werden auch Formationen im Gleichschritt auf­­– oder besser gesagt ausgeführt. B. hält seine Rede, laut und deutlich, deutlich stolz. Das längste Gedicht, das ich je auswendig lernte, macht nicht mal einen Zwanzigstel davon aus. Und doch, wie viel davon verstehen die Kinder? Ging es da überhaupt um die Kinder? Eins nach dem andern. Geduld.

Es gibt viele Faktoren, die einen Menschen prägen. Für mich persönlich ist der Zugang zu Bildung Grundlage für jeden gesellschaftlichen Wandel. Nichtsdestotrotz sind es letztlich die Menschen und deren Werte, die dem Wandel die (richtige?) Richtung geben.

Wir fahren zu der Charitable Foundation Mitwe. Eine Stiftung, die sich um Menschen mit Behinderung kümmert. Habip, seine Augen zeugen von Entschlossenheit und Kraft. Es wundert niemanden, der in diese Augen sieht, dass er diese Stiftung quasi mit eigenen Händen – denn gehen kann er nicht – aufgebaut hat.

Ich bin berührt, dass sie meiner Mutter, die seit längerem die Beziehung pflegt und mitunter mit Habip auch leidenschaftlich über weitere Vorhaben diskutiert, eine Dankesurkunde erstellt haben. Dies mit dem neuen Drucker, der unter dem sehr lecken und noch schieferen Dach des Büros etwas in Gefahr ist. Nennen wir es Büro. Es ist schnell klar, dass es bei der Urkunde um eine persönliche Wertschätzung geht, trotzdem herrscht ein gewisses Unwohlsein unsererseits. Das schwindet in der darauffolgenden Zeremonie draussen auf dem Platz wieder ein bisschen, bei welchen etliche Hilfsmitteln wie Rollstühle und Krücken übergeben werden, und in der Rede nicht Furaha, sondern das gemeinsam Erreichte, die Zusammenarbeit, die Partnerschaft von Mitwe und Furaha betont wird.

Natürlich gäbe es viel mehr zu erzählen und beschreiben. Doch ging es mir hier nach der ersten Reise ausschliesslich darum, meine Eindrücke zu vermitteln, der Leserin und dem Leser meine Augen zu leihen, sie und ihn mitschauen, an meinen Gedanken teilhaben zu lassen. Es gibt viele Fragen, die ich für mich nicht endgültig beantwortet habe und das noch eine Weile, wenn nicht für immer, auch nicht tun werde. Das gemeinsame Lernen geht weiter.

Sommerfest im Hotel Oberwirt in Marling

Isabella und Kurt sind seit vielen Jahren Stammgäste in diesem wunderschönen Hotel. Wir haben Frau Barbara Riess-Waldner von unserem «Hobby» erzählt. Sie hat für unsere Arbeit in Tansania grosses Interesse und Wohlwollen gezeigt.  Zu unserer grossen Überraschung hat sie beim jährlichen Sommerfest mit ihren Gästen von unserem Projekt erzählt, und mit der üblichen Tombola eine freiwillige Spendenaktion für furaha verbunden.

Daraus ist ein schöner Beitrag für furaha entstanden. Mit grosser Freude und Dankbarkeit durften wir diesen Beitrag in Empfang nehmen.

Oberwirt

Kiwanis Club Sarganserland unterstützt den gemeinnützigen Verein furaha

Der Kiwanis Club Sarganserland verkauft am Christkindlimarkt in Sargans seit Jahren feine Gerstensuppe, Crepes und Getränke. Der Erlös kommt vollumfänglich Benachteiligten zu Gute – alternierend für regionale Projekte oder für Projekte im Ausland, die von Personen aus der Region geleitet oder unterstützt werden. Der Erlös des Christkindlimarktes 2018 in der Höhe von CHF 5’000.- kommt dem Verein furaha zu Gute. Franz Anrig, Kiwanis-Präsident, und Richard Jäger, Kiwanis-Verantwortlicher Christkindlimarkt, durften kürzlich den Check an das Ehepaar Isabella und Kurt Uhlmann, Gründungsmitglieder von furaha, übergeben.

Zeitungsbericht im Sarganserländer

Berichte im 2018